Heute haben wir uns viel vorgenommen, denn wir wollten die 4 Kilometer zum Lone Star Geysir wandern. Das wurde zu einer schrecklichen Reise für die Kids, denn es waren Mücken in Massen hinter uns her. Für die nächste Wanderung musste unbedingt Anti-Mücken-Spray her. Abgesehen von den vielen Mücken war der Weg bequem zu gehen: Keine Steigungen, sehr breit und der Untergrund gut befestigt. Nur Tiere gab es, außer den Mücken, keine zu sehen – wir waren wohl zu laut. Not macht ja bekanntlich erfinderisch: Mit japanischen Teebaumöl konnten wir die Mücken wenigstens ein wenig vertreiben. 500 m vorm Geysir kamen uns die ersten Wanderer entgegen – das war kein gutes Zeichen, denn der Geysir eruptiert nur alle drei Stunden. Das würde für uns eine lange Wartezeit bedeuten. Um die Wartezeit ein wenig zu verkürzen gingen Petra, Jonas und Ralf noch weiter zu ein paar heißen Quellen, Jana und Jan passten derweil auf den Geysir auf. Petra und Jonas hatten auch alsbald genug und so ging Ralf alleine weiter. Diese Strecke war der Weg zum Shoshone-Lake, ein im Yellowstone-Hinterland liegender See, an dem man auf einer zwei oder Mehrtageswanderung zelten kann. Einige waren auf ihrem Rückweg, so auch ein einzelner Wanderer, der dort vier Tage verbracht hatte. Nach ein paar Fotos drehte Ralf auch um und kehrte zu den Wartenden an den Geysir zurück. Dort warteten auch zwei Wanderer, die ihren dritten Mann verloren hatten: Genau der, mit dem Ralf zuvor gesprochen hatte – er war dann anschließend an einer Weggabelung anders abgebogen als seine beiden Kumpels. Wir klärten die beiden auf, und so beschlossen sie, auch erst einmal zu warten.
Früher als üblich, eruptierte der Lone Star Geyser schon um 13 Uhr, zwei Stunden nach seinem letzten Ausbruch. Der Lone Star bricht in zwei Phasen aus: erst eine relativ kurze Phase von 2 bis 5 Minuten, dann eine Pause von ca. 20 Minuten und zum Schluss noch eine etwa 10 bis 20 minütige Phase die in einem weit zu hörenden Röhren endet. Mittlerweile kehrte auch der verlorene Wanderer wieder ein, der mit großem Applaus begrüßt wurde. Um 14 Uhr hatten wir dann genug gesehen und starteten unseren einstündigen Rückweg. Danach ging es nochmal zum Old Faithful.
Diesmal hätten wir länger warten müssen, also gab es eine Kleinigkeit zu Essen. Aus der Kleinigkeit ist dann dank eines Missverständnisses zwischen der fürsorglichen Mutter und den hungrigen Kids eine sehr große Kleinigkeit geworden. Da wir kein schlechtes Wetter wollten, haben wir einfach alles aufgegessen – soll bei uns ja nicht so sein wie in good old germany. Mit vollem Magen konnten wir dann den Ausbruch genießen. Danach ging’s dann weiter auf die Boardwalks und zum Castle Geysir. Der eruptiert alle zwölf Stunden und wir hatten das Glück, nur eine halbe Stunde warten zu müssen – endlich auch mal einfach nur Pause. Der Castle ist sehr ausdauernd und so blieb reichlich Zeit den Ausbruch zu bestaunen.
Ein Tipp an alle Fotografen: Bindet eure Objektivdeckel und Streulichtblenden fest, sie fallen trotz größter Sorgfalt irgendwann hinunter. Und das Irgendwo könnte ein Geysir, Pool oder Canyon sein – so ist es Ralf mehrmals passiert und er hatte immer mehr Glück als Verstand, nichts ist verloren gegangen.
Nachdem dieser fertig war machten wir uns noch auf zu weiteren Pools, aber irgendwann zog der Himmel zu und bis auf den Fotografen hatte keiner mehr Lust, weiter zu latschen. Petra, Jana, Jan und Jonas gingen zurück zum Einkaufen, Ralf noch bis zum Grotto Geysir. Beide hatten im Prinzip kein Glück: Für den Fotografen klarte der Himmel erst wieder auf seinem Rückweg auf und in der Einkaufgruppe stürzte Jana schwer und schlug sich ihr linkes Knie auf. Bis zur ersten Versorgung mit Pflaster im Hamilton-Store hat Joni seine Lieblingsschwester aufopferungsvoll getragen. Anschließend ging es noch zum Doktor, der Jana erst einmal mit einem gimme-five begrüßte. Danach trafen sich alle bei der Grocery wieder (Anti-Mückenspray war ausverkauft, man wartet täglich auf eine neue Lieferung) und es ging dann noch weiter zum Hamilton-Store: Irgendwann müssen ja auch die T-Shirts gekauft werden. Wie am Vorabend kehrten wir erst bei Dunkelheit zu unserem Hotel zurück.
Apropos Hotel: Obwohl das die teuersten Übernachtungen waren (normal sind ca. 65-80$, hier mussten wir 149$ berappen), gab es hier weder Pool, noch Internet, TV oder Klimaanlage – wer Komfort haben möchte, der ist im Yellowstone falsch – hier ist alles an die Natur und deren Schonung angepasst. Für uns kein Problem.