Der Frühstücksbereich war schon geöffnet und der Kaffee gekocht. Leider gab es nur noch drei Toastscheiben und vom Hotelangestellten keine Spur zusehen. Aber Toast haben wir ja eingekauft. Kein Problem. Dann hieß es Sachen packen. Das Auto wurde so beladen, wie es gestern Abend ausgeladen wurde. Durch das Fenster!!! Ralf wollte dann noch einige Fotos vom Motel machen, bevor wir auschecken, als der nette Hotelangestellte fragte, ob wir seine Zimmer für ihn fotografieren könnte damit er hochwertigere Fotos für seine Internetauftritt hat. Ralf sagte nicht nein.
Dann ging es zur „Going to the sun“-Road, hierfür hatten wir schließlich die Auto-Reservierung ergattert.
Wir entschieden uns, bis zum Lake McDonald durchzufahren und dann gemütlich den Rückweg anzutreten. Eine nicht ganz so glückliche Entscheidung, da wir irgendwann drei, vier Autos und davor einen der roten Sightseeing-Busse hatten. Und dieser hatte, als Slow-Traffic-Vehicle, überhaupt nicht die Absicht, in ein Turn-Out zufahren und mal ein paar Fahrzeuge vorbeizulassen. Eigentlich eine Vorschrift, nur anscheinend nicht für diesen Fahrer. Zwischendrin reduzierte er sein Tempo auf fast null oder null. Nur hatten die Fahrer der Fahrzeuge hinter ihm nicht den Mut oder die Gelegenheit an eben diesem vorbeizukommen.
Und so kam es, wie es kommen musste. Der Fahrer des Fahrzeuges direkt vor uns war schon die ganze Zeit nicht sonderlich konzentriert und irgendwann verlor er die Konzentration komplett und fuhr rechts in den Seitenstreifen, der, Gott sei Dank, vorhanden war. Dieser Streifen war quasi eine Furche, in der das Fahrzeug gefangen war und somit auf ein Bergmassiv zu fuhr. Ralf hatte das zweifelhafte Vergnügen, die ganze Aktion machtlos zu beobachten. Gut, dass zurzeit nicht Weihnachten ist und so die Engelschar Langeweile hatte und flugs mit in dieses Auto gestiegen war. Denn hier wäre ein Engel alleine deutlich überfordert gewesen. Einer muss den Fahrer geweckt haben, während andere ins Lenkrad griffen. So hat es das Fahrzeug gerade rechtzeitig aus der Furche zurück geschafft. Weitere Engel waren damit beschäftigt, das Fahrzeug vom Überschlagen abzuhalten. Die restlichen Engel sind dann noch kurz ausgestiegen und haben den Gegenverkehr aufgehalten. So hatte der Fahrer genug Zeit, wieder die Kontrolle über das erstaunlicherweise intakt gebliebene Fahrzeug zurückzugewinnen. Nicht das man jetzt denkt, dass man nach so einer Aktion, die durchaus auch in einer Schlucht im Glacier-NP hätte enden können, mal links oder rechts ranfährt, nach dem Rechten schaut und sich bei der Engelschar bedankt. Nein, nicht nötig, er fuhr einfach weiter und verlor etwas später noch eine Radkappe. Verrückte Aktion, Ralf bliebt noch eine ganze Zeitlang die Spucke weg und Fahrerin Petra zitterten auch die Knochen.
Nach kurzer Rast am See machten wir uns auf und wanderten den Johns Lake Trail. Ein kurzer Rundwanderweg, nicht übermäßig spektakulär, aber für uns wenig-Wanderer ausreichend.
Der Trail führte uns an die Hauptstraße zurück und auf der anderen Seite ging es runter zu einer schönen Stelle an den McDonald Creek: Sacred dancing Cascade, die McDonald Horse Bridge und eine schöne Stelle zum Faulenzen. Petra entschied sich für die schöne Stelle, Ralf wagte sich zum Wasserfall vor.
Der Rundweg stellte sich dann wegen der Bauarbeiten als nicht ganz so toll rund heraus: Von den 2400 Metern ging die Hälfte entlang der Hauptstraße. Na gut, auch diese Strecke hatten irgendwann ein Ende. Dann ging es weiter zum Avalanche-Trail. Auch hier überraschte uns am Ende ein traumhafter Wasserfall.
Nun wurde es Zeit, den Weg nach Helena, dem Ort unserer heutigen Übernachtung, in Angriff zu nehmen. Also den eigentlich gemütlichen Rückweg nun doch etwas weniger gemütlich, will sagen: mit weniger Zwischenstopps, angehen. Ein Stopp am Logan-Pass durfte allerdings nicht fehlen.
Nun wurde es aber wirklich Zeit. Raus aus dem Nationalpark und rauf auf die endlosen Highways. Da es wahrscheinlich recht spät werden würde, hielten wir es für eine gute Idee, dass wir uns beim Motel meldeten. Gesagt getan und schwuuuuuuuuuuuuuuuups, waren wir in Helena. Da es hier einige Motels gibt, die „by Wyngard“ betrieben werden, waren wir natürlich prompt beim falschen. Korrekte Adresse, falsche Kreuzungsseite. Also wieder rein ins Auto und die Straßenseite gewechselt. Waren wir bisher eher in mittleren bis kleinen Motels, so waren wir diesmal in einem recht großen Motel untergekommen. Ruckzuck die üblichen Klamotten aus dem Auto raus und ab in die Falle.