Obwohl die Leistung der vorhandenen Hardware wirklich nicht berauschend ist (pro Prozessor 20 MIPS und 2,8 MFlops – Achtung Mega nicht Giga oder Tera), fand ich es interessant, zu schauen, ob die alte Hardware wieder zum Laufen gebracht werden kann.
Also suchte ich mir erst einmal die Puzzelteile zusammen:
- Zwei Parsytec-IO-Boards mit jeweils einem Transputerboard mit zwei Transputern, insgesamt also 4 Transputern
- Für die IO-Boards war ein Motherboard mit ISA-Slots erforderlich – gut, dass ich das Board nie in die Entsorgung geschickt habe.
- Auch ein Netzteil flog noch herum, nur leider zu modern: Fürs Motherboard brauchte ich ein PC-XT-Netzteil, dieses war jedoch ein ATX-Netzteil.
- PC-Tastatur. Auch hier war die vorhandene Hardware für das Motherboard zu modern: Das Board brauchte einen DIN-Stecker, ich hatte allerdings nur Tastaturen mit PS/2-Steckern.
Somit bestand Phase 1 erstmal in der Beschaffung von Adaptern. Dank Amazon jedoch kein Problem. für knapp 8 € erhielt ich in zwei Lieferungen die Adapter, inkl. Porto – Wahnsinn wie preiswert manche Lösung sein kann.
In Phase 2 gesellte sich noch eine IO-Karte und die VGA-Karte dazu und alles wurde fliegend zusammengesteckt und…
null Reaktion.
Gut, der Akku auf dem Mainboard sieht nun wirklich nicht mehr gut aus, eventuell liegt hier das Problem. Die Lösung war einfach: Geduld. Nach einigen Minuten hatte sich der Akku soweit aufgeladen, dass das BIOS hochfuhr.
Klar, dass die „aktuellen“ BIOS-Einstellungen nicht wirklich funktionierten, aber nach einigen Resets und weiterer Ladezeit stabilisierte sich das System und konnte zuverlässig gestartet werden.
Auf zu Phase 3: Disk-IO. An die IO-Karte schnell ein 3 1/2-Zoll Disekttenlaufwerk angeschlossen, im Setup eingetragen und schwupps: Schon war der Zugriff auf ein Betriebssystem möglich.
Apropos Betriebssystem: Für einen Geocache hatte ich ein Mini-System mit DOS 3.3 zusamengestellt und diese Diskette funktionierte auf Anhieb.
Aber wer möchte schon nur mit Disketten arbeiten.
Eine Harddisk musste her. Im Bestand befand sich nur eine 40 GB-Festplatte mit entsprechendem Anschluß, alle anderen Platten waren deutlich zu modern. Diese konnte jedoch nur mit bestimmten Parametern zur Kommunikation überredet werden. So blieben von den 40000 MByte nur 152 MByte übrig – naja, fürs Erste sollte das reichen.
Da die meisten Daten auf 5 1/4-Zoll Disketten vorhanden sind, musste auch noch ein solches eingebaut werden. Gut, dass der Hardware-Sammelschrank nie für andere Zwecke gebraucht wurde.
Nachdem aus dem Fundus ein Gehäuse entkernt wurde, kam endlich Phase 4: Aus der fliegenden Verdrahtung wurde ein „echtes“ System:
- VGA-Monitor
- Tastatur
- PC-Gehäuse
- Motherboard
- VGA-Karte
- IO-Karte
- Festplatte
- 3 1/2-Zoll Diskettenlaufwerk
- 5 1/4-Zoll Diskettenlaufwerk
- die beiden Adapter
- die zwei Transputerkarten
- Floppy- und Harddisk-Kabel
Im 3 1/2-Zoll Diskettenarchiv befand sich eine DOS 5.0-Version, welche sich dank Setup drei Disketten später auf der Festplatte befand – inkl. deutscher Tastatureinstellung.
Unter den 5 1/4-Zoll-Disketten bot sich ein Update auf DOS 6.0 an und auch hier lief die Installation problemlos. Dann noch schnell die Dateien der 6.2-Diskette entpackt und installiert und schon konnte es weitergehen.
Hurra, jetzt kann alles rüberkopiert werden.
15 Disketten später befand sich alles auf der Festplatte und endlich konnte die Transputerhardware getestet werden.
Die ersten Tests verliefen alle negativ, zu lange war es her, dass ich Software in und für diese Umgebung benutzt hatte.
Aber der menschliche Speicher ist zu erstaunlichen Datenzugriffen in der Lage.
… Megatool … IO-Adressen … Batchdateien …
Ah, statt 300 stand die IO-Karte auf 310 – warum auch immer. Flux auf 300 umgestellt und im Batch die richtige Adresse angegeben und schon lief das gesamte System inklusive Transputern.
Abschließend musste noch die „Monitor“-Hardware (Okay, es sind nur 4 LEDs) wieder an die LEDS der Boards gelötet werden und schon war der erste Teil abgeschlossen:
Mit dem Einsatz von 8€ und, zugegebener Maßen, einem zufällig gerade so ausreichenden Hardwarearchiv, konnte die Transputerhardware wieder in Betrieb genommen werden.
Die ersten Tests verliefen auch recht positiv, allerdings muss die Software noch auf die neue Hardwareumgebung eingestellt werden. Einige Pfadangaben sind nicht korrekt und eine funktionstüchtige Maus wäre wahrscheinlich auch recht nett (die Hardware ist, dank Adapter schon vorhanden, der Treiber fehlt noch).
Damals wurde doch tatsächlich nicht nur in der Megatool-Umgebung gearbeitet, nein: Es wurde, in Turbopascal und in Assembler eine eigene Schnittstellenlösung umgesetzt. Puh, sind die Disketten dafür auch noch vorhanden? Ja, sie sind:
Und man glaubt es kaum, der alte Quellcode konnte direkt übersetzt und durch den Linker gejagt werden: Voila, dass alte Programm scheint, neu übersetzt, auch noch zu laufen.
Nach den schnellen Tests steht jetzt erst mal wieder etwas Einarbeitung in das alte System an:
Da die Maus nicht zur Mitarbeit zu bewegen ist (Kann die „neue“ Microsoft-Maus nicht vom alten Treiber erkannt werden? Oder macht der Adapter Probleme? Oder muss die IO-Karte noch konfiguriert werden?), muss die Benutzerschnittstelle doch etwas genauer studiert werden.